Berlin-Kreuzberg lässt sich heute vor allem durch folgende Attribute charakterisieren: Pluralismus, Subkultur, Hausbesetzung, 1. Mai (an dem es traditionell zu teilweise schweren Straßenschlachten kommt), Tourismus sowie (ehemals) preiswertes Wohnen, was jedoch mittlerweile zunehmend durch die Gentrifizierung erschwert, wenn nicht sogar unmöglich gemacht wird.
Es mutet geradezu absurd an das gegenwärtige Kreuzberg mit Kanons wie preußischen Tugenden, Patriotismus oder gar Militarismus in Verbindung zu bringen. Und doch wurde Kreuzberg maßgeblich durch genau diese geprägt, was sich bis zum heutigen Tage im Stadtbild manifestiert. Nicht nur, dass in Kreuzberg (als auch in Schöneberg und Charlottenburg) nach den siegreichen Befreiungskriegen gegen Napoleon I. ab dem 09. Juli 1864 eine ganze Reihe von neu errichteten Straßen und Plätzen gewonnenen Schlachten und preußischen Generälen gewidmet wurden (Blücherstraße, Gneisenaustraße, Möckernstraße, Wrangelstraße, Waterloo-Ufer, Yorckstraße; siehe hierzu Generalszug), deren Ausbau man durch Reparationszahlungen seitens Dänemark, Österreich sowie Frankreich finanzierte, legte König Friedrich Wilhelm III. bereits am 19. September 1818 für das auf dem 66 Meter hohen Tempelhofer Berg befindliche Nationaldenkmal in Gedenken an den siegreichen Ausgang der Befreiungskriege den Grundstein. Am 30. März 1821 erfolgte schließlich die Einweihung des von Karl Friedrich Schinkel entworfenen gotischen "Deutschen Nationaldenkmals für die Siege in den Befreiungskriegen" (Text entnommen von www.suite101.de):
"Das 19 m hohe Monument auf dem Kreuzberg, das heute meist nur Kreuzbergdenkmal genannt wird, hat die Form eines gotischen Turmhelms. Es ist aus Gusseisen von der Königlich-Preußischen Eisengießerei (KPEG) in Berlin nach Entwürfen von Karl Friedrich Schinkel geschaffen. In den 12 gotisch geformten Nischen stehen Genien der wichtigsten Schlachten der Befreiungskriege. Diese Figuren sind als Portraits von preußischen Heerführern und Mitgliedern des preußischen Königshauses gestaltet worden. So wird die besondere Rolle des Königreiches Preußen in den Befreiungskriegen heraus gestellt. Die vier Hauptfronten der Säule verweisen auf die Schlachten von Großgörschen, Leipzig (Völkerschlacht), Paris und Waterloo (Belle-Alliance). Die Turmspitze krönt ein Eisernen Kreuz. [sic] Diesen Orden hatte Friedrich Wilhelm III. zu Beginn der Befreiungskriege für diejenigen gestiftet, die sich im Freiheitskampf auszeichneten."
Bereits vor den Befreiungskriegen schlug die Stunde von Preußen der "alten Schule" wie des Freiherrn vom Stein, der der Unterdrückung durch das napoleonische Frankreich statt mit militärischen mit politischen Maßnahmen zu begegnen suchte. Freiherr vom Stein, der unter preußischer Pflichterfüllung weniger Soldatentum, als humanitäre Verpflichtung gegenüber den Menschen und ihrem Wohlergehen verstand, strebte Wachstum in Freiheit, Subsidiarität, also Regelung der Verhältnisse möglichst durch die Betroffenen selbst und einen Umsturz der durch die französische Besetzung ausgeübten Unterdrückung an. Dies machte ihn zu einem Hauptbetreiber der preußischen Reformen.
Zunächst einmal hatten die Reformen zum Ziel das Volk zu politisieren, sich seiner nationalen Souveränität und Autonomie bewusst zu werden, d.h. selbstständig und logisch für das Allgemeinwohl, was synonym als Staatswohl deklariert wurde, handelnd. Allerdings ging es nicht darum eine Volkssouveränität zu schaffen, auch wenn dieser Idee dadurch Vorschub geleistet wurde, oder um demokratische Mitbestimmung, sondern es sollten aus Untertanen pflichtbewusste, freie Bürger geformt werden, die die Sache des Staates als ihre Sache verstehen, indem sie am Leben der Kommune aktiv teilhaben und so in den Staat eingebunden werden sollten. Durch diese Anerkennung und direkte Einbindung in das Staatsgeschehen sollte beim Bürger ein Gemeinschaftssinn generiert werden. Diese Nationalpädagogik sollte dem Volk propagieren, was Freiheit bedeutet: den Geboten Gottes, der Vernunft, der Menschlichkeit und dem Anstand gehorchend.
Der Freiheitsgedanke unter Reformern wie Freiherr vom Stein bedeutete dennoch weniger liberale Selbstbestimmung, als vielmehr Freude an der Pflichterfüllung, die der Staat von seinen Bürgern verlangt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der "Revolution von oben".*
Das besagte Eiserne Kreuz ist auch namensgebend für Kreuzberg, in welche der vormalige Tempelhofer Berg und später auch der gleichlautende Berliner Ortsteil nach der Einweihung umbenannt wurden (die Umbenennung des Ortsteil zu Kreuzberg erfolgte nach 1920, "als Groß-Berlin gebildet und in 20 Bezirke eingeteilt wurde." (lt. www.berlin.de) Zuvor setzte sich der südliche Innenstadtbezirk aus der "Tempelhofer Vorstadt, der Oberen Friedrichsvorstadt, der südlichen Friedrichstadt und einem großen Teil der Luisenstadt" (lt. Wikipedia) zusammen).
Durch die zunehmende Bebauung der Tempelhofer Vorstadt, die den Blick auf das Denkmal versperrte, ordnete König Wilhelm I. an, das Denkmal auf ein acht Meter hohes Podest zu setzen, wobei es um 21° gedreht wurde, "sodass es nun genau in einer Achse mit der auf das Denkmal zuführenden Großbeerenstraße stand." (lt. Wikipedia)
Zunächst einmal hatten die Reformen zum Ziel das Volk zu politisieren, sich seiner nationalen Souveränität und Autonomie bewusst zu werden, d.h. selbstständig und logisch für das Allgemeinwohl, was synonym als Staatswohl deklariert wurde, handelnd. Allerdings ging es nicht darum eine Volkssouveränität zu schaffen, auch wenn dieser Idee dadurch Vorschub geleistet wurde, oder um demokratische Mitbestimmung, sondern es sollten aus Untertanen pflichtbewusste, freie Bürger geformt werden, die die Sache des Staates als ihre Sache verstehen, indem sie am Leben der Kommune aktiv teilhaben und so in den Staat eingebunden werden sollten. Durch diese Anerkennung und direkte Einbindung in das Staatsgeschehen sollte beim Bürger ein Gemeinschaftssinn generiert werden. Diese Nationalpädagogik sollte dem Volk propagieren, was Freiheit bedeutet: den Geboten Gottes, der Vernunft, der Menschlichkeit und dem Anstand gehorchend.
Der Freiheitsgedanke unter Reformern wie Freiherr vom Stein bedeutete dennoch weniger liberale Selbstbestimmung, als vielmehr Freude an der Pflichterfüllung, die der Staat von seinen Bürgern verlangt. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von der "Revolution von oben".*
Das besagte Eiserne Kreuz ist auch namensgebend für Kreuzberg, in welche der vormalige Tempelhofer Berg und später auch der gleichlautende Berliner Ortsteil nach der Einweihung umbenannt wurden (die Umbenennung des Ortsteil zu Kreuzberg erfolgte nach 1920, "als Groß-Berlin gebildet und in 20 Bezirke eingeteilt wurde." (lt. www.berlin.de) Zuvor setzte sich der südliche Innenstadtbezirk aus der "Tempelhofer Vorstadt, der Oberen Friedrichsvorstadt, der südlichen Friedrichstadt und einem großen Teil der Luisenstadt" (lt. Wikipedia) zusammen).
Nationaldenkmal auf Sockel. Quelle: eigenes Bild |
Das Nationaldenkmal aus der Nähe. Quelle: eigenes Bild |
Das Nationaldenkmal im Detail. Quelle: Wikimedia Commons Urheber: Mutter Erde |
Durch die zunehmende Bebauung der Tempelhofer Vorstadt, die den Blick auf das Denkmal versperrte, ordnete König Wilhelm I. an, das Denkmal auf ein acht Meter hohes Podest zu setzen, wobei es um 21° gedreht wurde, "sodass es nun genau in einer Achse mit der auf das Denkmal zuführenden Großbeerenstraße stand." (lt. Wikipedia)
Das Podest ist über eine breite Treppe begehbar, die sich nach wenigen Stufen nach links und rechts gabelt, wobei rechts zwei Tafeln angebracht sind.
Die zwei Informationstafeln. Quelle: eigenes Bild |
Der Inhalt der beiden Tafeln setzt sich wie folgt zusammen:
Tafel #1 (links):
"Der Bezirk Kreuzberg wurde bei der Sarnierung und Instandsetzung des
Nationaldenkmals für die Befreiungskriege von folgenden Institutionen
unterstützt:
CORNELSEN KULTURSTIFTUNG
DEUTSCHE STIFTUNG
DENKMALSCHUTZ
STIFTUNG DEUTSCHE KLASSENLOTTERIE BERLIN
Der Beauftragte der Bundesregierung für
Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM)
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Der Bezirk Kreuzberg dankt allen für ihr großzügiges Engagement
Berlin im September 2000"
Tafel #2 (rechts):
"Nationaldenkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege
Das Nationaldenkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege wurde nach einem
Entwurf von Karl Friedrich Schinkel auf Befehl König Friedrich Wilhelms III. von
Preußen 1817 - 1821 auf den südlichen Höhen vor der Stadt errichtet. Zur besseren
Sichtbarkeit innerhalb der höher gewordenen Bebauung wurde das Denkmal 1875 -
1878 nach Plänen von Heinrich Strack durch einen wehrhaften acht Meter hohen mit
Naturstein verkleideten Unterbau angehoben. Gleichzeitig wurde das Denkmal auf die
Großbeerenstraße ausgerichtet und ist seit 1888 Bestandteil
des von Hermann Mächtig entworfenen Viktoriaparks.
Zur Ausschmückung gehört einer der bedeutendsten klassizistischen Figurenzyklen
in Berlin. An ihm waren mit Christian Daniel Rauch, Friedrich Tieck und
Ludwig Wichmann die namhaftesten Bildhauer der Schinkelzeit beteiligt.
Die Figuren symbolisieren die bedeutsamsten Orte der Schlachten gegen
die napoleonischen Heere und personifizieren die wichtigsten Mitglieder des
Königshauses und der Generalität. Das in den Befreiungskriegen gestiftete "Eiserne
Kreuz", das die Spitze des Denkmals ziert und zugleich sein Grundriss bestimmt,
war ein über Hierarchien hinweg verliehener Orden und damit Teil der umfassenden
Reform- und Demokratiebestrebungen Preußens im frühen 19. Jahrhundert.
Das die Plattform krönende filigrane Monument besteht mit Ausnahme seines
gemauerten Kerns vollständig aus Gusseisen. Seine Fertigung stellte an die mit den
Arbeiten betraute Königliche Eisenhütte höchste Anforderungen. Mit der erstmaligen
Herstellung großer Eisenhohlgüsse wurden für einen nach 1800 in Berlin
hoch entwickelter Industriezweig neue Wege beschritten.
Das letzte Werk Schinkels im Stil der romantischen Neugotik entwickelte sich
zum Wahrzeichen und Namensgeber für den späteren Stadtbezirk Kreuzberg.
Über die Landesgrenzen Preußens hinaus galt es als Sinnbild
der deutschen Einigungsbewegung im 19. Jahrhundert."
An den Hängen des Kreuzbergs wurde seit dem 15. Jahrhundert Wein angebaut, doch war die Qualität mangelhaft, so dass der Weinanbau im 18. Jahrhundert eingestellt wurde. Seit 1968 werden wieder Rebstöcke gepflanzt als auch Wein produziert, welcher als Kreuz-Neroberger bekannt und unverkäuflich ist.
Um dem Nationaldenkmal eine würdige Umgebung (der Hügel war vorher kahl) zu verleihen, ließ man im Jahre 1888 nach einer Planung von Hermann Mächtig eine "Parkanlage mit gebirgsähnlichem Charakter" anlegen. Namensgebend für den Park ist selbstverständlich das Nationaldenkmal, weshalb man ihn Viktoriapark taufte. "Bestimmende Parkelemente sind ein aufgrund des steilen Geländes engmaschiges Wegenetz, die felsige Wolfsschlucht mit Quellen und kleinen Wasserfällen sowie der große Wasserfall, der 24 m tief in Richtung Großbeerenstraße hinabfließt." (lt. www.stadtentwicklung.berlin.de)
Der große Wasserfall mündet am Fuße des Kreuzberges zur Straßenseite hin in einem Teich, "an dessen Ufer seit 1896 die Bronzeskulptur "Der seltene Fang" von Ernst Herter steht; ihr Motiv: eine Nixe hat sich im Netz eines Fischers verfangen." (lt. Wikipedia) Nach manchen Darstellungen diente der Zackelfall im Riesengebirge als Vorbild bei der Gestaltung des Wasserfalls.
Das verwendete Gestein besteht aus Granit und Kalkstein mit seitlicher Baumbepflanzung. "Zwischen 1913-16 wurde der Park nach Westen wesentlich erweitert. Hier legte Albert Brodersen auf dem leicht hügeligen Gelände einen landschaftlichen Park mit großzügigen Wiesenflächen an. Später kamen ein Sportplatz, ein großer Spielplatz und ein Tiergehege, das besonders bei Kindern beliebt ist, hinzu." (lt. www.stadtentwicklung.berlin.de)
Daten zum Viktoriapark (entnommen von www.stadtentwicklung.berlin.de):
Johann Heinrich Hintze: Blick vom Kreuzberg, 1829 Quelle: Wikimedia Commons |
Um dem Nationaldenkmal eine würdige Umgebung (der Hügel war vorher kahl) zu verleihen, ließ man im Jahre 1888 nach einer Planung von Hermann Mächtig eine "Parkanlage mit gebirgsähnlichem Charakter" anlegen. Namensgebend für den Park ist selbstverständlich das Nationaldenkmal, weshalb man ihn Viktoriapark taufte. "Bestimmende Parkelemente sind ein aufgrund des steilen Geländes engmaschiges Wegenetz, die felsige Wolfsschlucht mit Quellen und kleinen Wasserfällen sowie der große Wasserfall, der 24 m tief in Richtung Großbeerenstraße hinabfließt." (lt. www.stadtentwicklung.berlin.de)
Der große Wasserfall mündet am Fuße des Kreuzberges zur Straßenseite hin in einem Teich, "an dessen Ufer seit 1896 die Bronzeskulptur "Der seltene Fang" von Ernst Herter steht; ihr Motiv: eine Nixe hat sich im Netz eines Fischers verfangen." (lt. Wikipedia) Nach manchen Darstellungen diente der Zackelfall im Riesengebirge als Vorbild bei der Gestaltung des Wasserfalls.
Das verwendete Gestein besteht aus Granit und Kalkstein mit seitlicher Baumbepflanzung. "Zwischen 1913-16 wurde der Park nach Westen wesentlich erweitert. Hier legte Albert Brodersen auf dem leicht hügeligen Gelände einen landschaftlichen Park mit großzügigen Wiesenflächen an. Später kamen ein Sportplatz, ein großer Spielplatz und ein Tiergehege, das besonders bei Kindern beliebt ist, hinzu." (lt. www.stadtentwicklung.berlin.de)
Daten zum Viktoriapark (entnommen von www.stadtentwicklung.berlin.de):
Größe | 12,8 ha |
Freizeitangebote | Spazierwege, Liegewiesen, Spielplatz, Sportplatz, Gastronomie, Tiergehege |
Sonderanlage Rechtsstatus | Gewidmete öffentliche Grün- und Erholungsanlage, Gartendenkmal |
Entstehungszeit, Landschaftsarchitekten | 1888-94 von Hermann Mächtig, 1913-16 erweitert von Albert Brodersen |
Verkehrsverbindungen | siehe Stadtplan |
Der Wasserfall von unten mit Blick auf das Nationaldenkmal. Quelle: eigenes Bild |
Einer der vielen Pfade zur Spitze des Hügels. Quelle: eigenes Bild |
Der Wasserfall von oben mit Blick auf die Großbeerenstraße. Das Nationaldenkmal befindet sich zur rückliegenden Seite. Quelle: eigenes Bild |
Eine Liegewiese im Viktoriapark. Quelle: Wikimedia Commons Urheber: Manfred Brückels |
Der Viktoriapark ist heutzutage ein beliebtes Ausflugsziel für jung und alt. Neben der erholsamen Natur ist auch für das leibliche Wohl, wie im Golgatha oder dem Café am Denkmal gesorgt.
Die eigentliche Intention des Denkmals, "den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung" anzuregen, damit diese ihr "Gut und Blut dem Vaterlande" opfern verfehlt natürlich heutzutage größtenteils ihre Wirkung, auch wenn - bewusst oder unbewusst - der Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben, der bereits im preußischen Freiheitsgedanken formuliert wurde, noch heute in Kreuzberg sehr präsent ist.
*Textteil ist einem von mir angefertigten Aufsatz mit dem Titel "Die Anfänge des demokratischen Prozesses ab der Französischen Revolution bis zu den Deutschen Reformen unter Berücksichtigung der Ideen von Demokratie und Nation in Deutschland" entnommen
*Textteil ist einem von mir angefertigten Aufsatz mit dem Titel "Die Anfänge des demokratischen Prozesses ab der Französischen Revolution bis zu den Deutschen Reformen unter Berücksichtigung der Ideen von Demokratie und Nation in Deutschland" entnommen
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