Am 10.07.2010, einem Samstag, gingen etwa 1,5 Millionen Menschen in der Hauptstadt der Autonomen Gemeinschaft Katalonien, Barcelona, auf die Straße, um für weitreichendere Autonomie zu demonstrieren. Den Demonstrationen vorausgegangen war das Urteil des spanischen Verfassungsgerichts, das Teile des neuen Autonomiestatuts für verfassungswidrig erklärte. Im Urteil heißt es, dass von 233 Artikeln des Statuts 14 verfassungswidrig seien und 23 verändert werden müssten. Unter anderem wurde die Formulierung Kataloniens als Nation zu einer rhetorischen Formel herabgestuft, "ohne rechtliche Bindung".
Das Autonomiestatut bildet die Grundlage der Rechtsordnung der Autonomen Region Katalonien und wird in Artikel 147 der spanischen Verfassung als Bestandteil der eigenen Rechtsordnung anerkannt. Nach Ende des Franquismus (spanisch Franquismo) und dem einsetzenden Demokratisierungsprozess, bildete sich in Katalonien schnell eine politische Mehrheit, die die Wiederherstellung der Generalitat und der Autonomie anstrebte. Bereits bei der Diada Nacional de Catalunya am 11. September 1977, demonstrierten über 1 Million Katalanen in Barcelona für "Freiheit, Amnestie, Autonomiestatut" (Llibertat, amnistia, Estatut d’Autonomia). Das Ergebnis war die Bildung einer katalanischen Regierung, die das Autonomiestatut verfasste, welches durch ein Referendum in Katalonien bestätigt und 1979 durch das spanische Parlament in Madrid (Cortes Generales) ratifiziert wurde.
Bis 2006 beruhten die politischen Institutionen Kataloniens auf dem Statut von 1979, bis am 30. September 2005 vom katalanischen Parlament der "Entwurf eines neuen Autonomiestatuts für Katalonien" beschlossen wurde. Begründet wurde die Notwendigkeit einer Reform damit, dass das Statut von 1979 damals im Kongress mit zahlreichen Politikern der ehemaligen Franco-Regierung behandelt worden sei. Außerdem müssten der Beitritt Spaniens in die Europäische Union und der damit einhergehenden Veränderungen bedacht werden sowie der Fakt, dass Katalonien eine Nation sei. Nach langen Verhandlungen wurden beinahe die Hälfte der Artikel des Statuts geändert, am 10. Mai 2006 stimmte schließlich das spanische Parlament zu, wobei die konservative PP (Partido Popular) dagegen stimmte und am 19. Juli unterzeichnete der spanische König, Juan Carlos I., das Statut, so dass es am 09. August 2006 in Kraft trat. Die PP reichte daraufhin beim Verfassungsgericht Klage gegen das Statut ein, um die "Einheit Spaniens" zu verteidigen, wobei sie 114 der 223 Artikel als verfassungswidrig bezeichnete. Am 28. Juni 2010, nach fast vierjähriger Verhandlungszeit, folgte das Urteil. Während der Ministerpräsident Spaniens, José Luis Rodríguez Zapatero, Mitglied der PSOE (Partido Socialista Obrero Español), von einem "beruhigenden Urteil" des Verfassungsgerichts in Madrid sprach, stellte sich der Präsident Kataloniens, José Montilla Aguilera von der Schwesternpartei PSC (Partit dels Socialistes de Catalunya) gegen seinen Ministerpräsidenten und konstatierte, dass das Verfassungsgericht unverantwortlich gehandelt und "eine der traurigsten Seiten seiner politischen und juristischen Geschichte geschrieben" habe.
Um den katalanischen Unabhängigkeitsgedanken verstehen zu können, ist es notwendig, die katalanische Seele und ihre Geschichte näher kennenzulernen.
Der katalanische Unabhängigkeitswille reicht bis in die letzten Jahre des Römischen Imperiums im fünften Jahrhundert zurück, als die Westgoten zum ersten Mal die iberische Halbinsel betraten, nachdem sie aufgrund militärischer Auseinandersetzung mit dem Weströmischen Reich durch einen Foerderatenvertrag in Aquitanien, einem historischen Gebiet im Südwesten Frankreichs, angesiedelt wurden und das Tolosanische Reich von Tolosa (Toulouse) entstand.
Das Autonomiestatut bildet die Grundlage der Rechtsordnung der Autonomen Region Katalonien und wird in Artikel 147 der spanischen Verfassung als Bestandteil der eigenen Rechtsordnung anerkannt. Nach Ende des Franquismus (spanisch Franquismo) und dem einsetzenden Demokratisierungsprozess, bildete sich in Katalonien schnell eine politische Mehrheit, die die Wiederherstellung der Generalitat und der Autonomie anstrebte. Bereits bei der Diada Nacional de Catalunya am 11. September 1977, demonstrierten über 1 Million Katalanen in Barcelona für "Freiheit, Amnestie, Autonomiestatut" (Llibertat, amnistia, Estatut d’Autonomia). Das Ergebnis war die Bildung einer katalanischen Regierung, die das Autonomiestatut verfasste, welches durch ein Referendum in Katalonien bestätigt und 1979 durch das spanische Parlament in Madrid (Cortes Generales) ratifiziert wurde.
Bis 2006 beruhten die politischen Institutionen Kataloniens auf dem Statut von 1979, bis am 30. September 2005 vom katalanischen Parlament der "Entwurf eines neuen Autonomiestatuts für Katalonien" beschlossen wurde. Begründet wurde die Notwendigkeit einer Reform damit, dass das Statut von 1979 damals im Kongress mit zahlreichen Politikern der ehemaligen Franco-Regierung behandelt worden sei. Außerdem müssten der Beitritt Spaniens in die Europäische Union und der damit einhergehenden Veränderungen bedacht werden sowie der Fakt, dass Katalonien eine Nation sei. Nach langen Verhandlungen wurden beinahe die Hälfte der Artikel des Statuts geändert, am 10. Mai 2006 stimmte schließlich das spanische Parlament zu, wobei die konservative PP (Partido Popular) dagegen stimmte und am 19. Juli unterzeichnete der spanische König, Juan Carlos I., das Statut, so dass es am 09. August 2006 in Kraft trat. Die PP reichte daraufhin beim Verfassungsgericht Klage gegen das Statut ein, um die "Einheit Spaniens" zu verteidigen, wobei sie 114 der 223 Artikel als verfassungswidrig bezeichnete. Am 28. Juni 2010, nach fast vierjähriger Verhandlungszeit, folgte das Urteil. Während der Ministerpräsident Spaniens, José Luis Rodríguez Zapatero, Mitglied der PSOE (Partido Socialista Obrero Español), von einem "beruhigenden Urteil" des Verfassungsgerichts in Madrid sprach, stellte sich der Präsident Kataloniens, José Montilla Aguilera von der Schwesternpartei PSC (Partit dels Socialistes de Catalunya) gegen seinen Ministerpräsidenten und konstatierte, dass das Verfassungsgericht unverantwortlich gehandelt und "eine der traurigsten Seiten seiner politischen und juristischen Geschichte geschrieben" habe.
Um den katalanischen Unabhängigkeitsgedanken verstehen zu können, ist es notwendig, die katalanische Seele und ihre Geschichte näher kennenzulernen.
Der katalanische Unabhängigkeitswille reicht bis in die letzten Jahre des Römischen Imperiums im fünften Jahrhundert zurück, als die Westgoten zum ersten Mal die iberische Halbinsel betraten, nachdem sie aufgrund militärischer Auseinandersetzung mit dem Weströmischen Reich durch einen Foerderatenvertrag in Aquitanien, einem historischen Gebiet im Südwesten Frankreichs, angesiedelt wurden und das Tolosanische Reich von Tolosa (Toulouse) entstand.
Der Mittelmeerraum um 450. Quelle: Wikimedia Commons |
Aufgrund des fortschreitenden Verfalls des Weströmischen Imperiums und der damit einhergehenden Schwächung des weströmischen Kaisers, übernahmen die Westgoten viele gallorömische Positionen. Nach dem Ende des Weströmischen Reiches 476 wurde das Tolosanische Reich unabhängig und erfuhr seine größte Ausdehnung, die von Hispanien bis an die Loire in Gallien reichte. Nach Hispanien erfolgten mehrere große Einwanderungsströme. So im Jahr 507, als die Westgoten zuvor die Schlacht von Vouillé gegen die Franken verloren und als Folge dessen ihre gallischen Länder einbüßten und sich ihr Einfluss auf die iberische Halbinsel beschränkte. Über 40.000 Menschen überquerten die Pyrenäen, um sich in Spanien anzusiedeln. Die einstigen römischen Provinzen in Spanien wurden zu ihrem Königreich, ähnlich, wie es bereits in den gallischen Provinzen zuvor der Fall war. Die neue Residenzstadt wurde Toledo, das ehemals römische Toletum. Als um 620 nahezu die gesamte iberische Halbinsel unter dem berühmten Westgotenkönig Leovigild eingenommen wurde, konsolidierte er als erster in Europa das Königstum unter dem Motto "In seinem Reich ist der König der Kaiser" nach römischen Vorbild. Gekrönt wurde der Stolz der Westgoten über ihre Unabhängigkeit mit dem Prägen eigener Münzen, auf denen "König Leovigild, der berühmte, fromme und siegreiche" stand. Mit ihrer eigenen Währung bildete sich auch die erste Nation Europas heraus, womit sie durch ihre Gesetzgebungen und Einführung des Ritterstandes einen wichtigen Übergang von der Antike zum Mittelalter schufen.
Leovigild-Statue in Madrid. Quelle: Wikimedia Commons |
Der Arianismus wurde zugunsten des Katholizismus aufgegeben und letzterer zur Reichsreligion. Während der folgenden 200 Jahre erlebte das Westgotische Reich auf der iberischen Halbinsel seine Blüte, bis es von Süden her von den muslimischen Arabern erobert wurde, die ab da für lange Zeit die Geschicke der iberischen Halbinsel bestimmten. Das Westgotische Reich brach zusammen, doch um 718 konnten Aufständische die Herrschaft der Muslime in Asturien brechen, worauf sie den gotischen Adligen Pelagius, besser bekannt als Pelayo, zum König bestimmten. Dieser gründete das Königreich Asturien, den ersten christlichen Staat auf der iberischen Halbinsel seit der Eroberung durch die Araber. Von hier ging später auch die Reconquista aus, die Rückeroberung und Re-Christianisierung der iberischen Halbinsel.
Zunächst reichte der Einfluss der Muslime jedoch bis über die Pyrenäen nach Frankreich hinein, was zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen dem Frankenreich und den Arabern führte, weshalb im nördlichen Katalonien eine Grenzmark, die sogenannte Spanische Mark entstand, um die Invasionsversuche von al-Andalus, dem von den Arabern besetzten Teils der iberischen Halbinsel, gegen das Frankenreich abzuwehren. Die Spanische Mark bestand aus mehreren Grafschaften (Barcelona, Berga, Besalú, Cerdanya, Conflent, Ampurias, Girona, Manresa, Osona, Pallars, Rasès, Ribagorça, Roussillon und Urgell), über die westgotische Adlige die Herrschaft ausübten. Anfangs waren die Grafschaften noch vom Frankenreich abhängig, doch sollte sich dies im Laufe der Zeit ändern.
Die Grafschaften der Spanischen Mark zu Beginn des 9. Jahrhunderts. Quelle: Wikimedia Commons |
Karl der Große, Begründer der Karolinger, dem Königsgeschlecht des Frankenreichs, übertrug 878 Wilfried I. (katalanisch Guifré el Pilós), der bereits 870 als Graf über Urgell und Cerdanya eingesetzt wurde, die Grafschaften Barcelona, Girona und Besalú in der Spanischen Mark. In der Folge leitete Wilfried I. die Wiederbesiedelung (spanisch Repoblación) des Hinterlandes ein, durch Gründung der Grafschaft Osona und dem Bistum Vic, Residenzstadt wurde Barcelona.
Karl der Große übertrug ihm das Recht, Titel und Ländereien zu vererben, worauf er die Dynastie der Grafen von Barcelona begründete. Dies gilt als die Geburtsstunde Kataloniens, Wilfried I. als ihr Vater. In die Zeit von Wilfried I. fällt laut Legende auch die Entstehung der Landesfarben Kataloniens, als dieser nach einer Schlacht verwundet wurde und Besuch von dem Karolinger Karl II. (der Kahle), seines Zeichens westfränkischer König, am Krankenbett erhielt. König Karl II. tauchte angeblich seine Finger in die blutende Wunde von Wilfried I. und zog damit vier Streifen auf das noch wappenlose, goldene Schild des Grafen. Diese Streifen wurden zu den quatre barres, die vier roten Streifen, die die gelbe katalanische Flagge (katalanisch Senyera) durchziehen.
Im Jahr 880 ließ Wilfried I. das Kloster Santa Maria de Ripoll ("Wiege Kataloniens") errichten, in welchem sich auch sein Grab befindet. Oliva de Besalú, auch Abt Oliva (katalanisch Abat Oliba) genannt, Enkel Wilfried I., trat 1003 in dieses Kloster ein und wurde 1008 zu dessen Abt gewählt. Nachdem er 1018 Bischof von Vic wurde, gründete er zwischen 1025 und 1035 das Kloster Montserrat und die Abtei Sant Martí del Canigó (heute französische Pyrenäen) und gilt außerdem als Begründer der Treuga Dei-Bewegung, einer mittelalterlichen Friedensbewegung. Oliva de Besalú förderte die Schreibkunst und unter seiner Initiative wurden im Skriptorium des Klosters in Ripoll Schriften aus dem Arabischen ins Lateinische übersetzt und das kulturelle Leben blühte auf. In dieser Zeit tauchten zum ersten Mal nachweislich ganze Sätze in katalanisch auf, nachdem zuvor bereits im neunten Jahrhundert einzelne katalanische Worte in lateinischen Texten auftraten. Das Kloster Santa Maria de Ripoll galt unter seinem Einfluss als das kulturelle Zentrum des damaligen Kataloniens und seine Initiativen sind noch heute in Katalonien spürbar.
Oliva-Statue in Vic. Quelle: http://de.academic.ru |
Bis zum zehnten Jahrhundert änderten sich die Grenzen der Grafen von Barcelona nach Süden hin nicht und der Llobregat, der zweitlängste Fluss Kataloniens, bildete die Grenze zu al-Andalus. Erst unter Sunyer I., ein Sohn Wilfried I. und somit sein Erbe, wurden Expansionsversuche unternommen und er setzte über den Llobregat und kämpfte bei Lleida und Tarragona gegen die Araber bei gleichzeitiger Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Emir von Córdoba, da dieser weitgehend die Kontrolle über seine nördlichen Provinzen verloren hatte. In der Folge besiedelte er um 914 das Gebiet von Penedès, welches jedoch erst um 1010, unter Graf Borrell III., einem Nachfahren Sunyer I., endgültig gesichert werden konnte. Durch die diplomatischen Beziehungen und den engen Wirtschaftsbeziehungen zu al-Andalus erlebte die Grafschaft Barcelona einen wirtschaftlichen Aufschwung, welcher dem Reich relativen Wohlstand verschaffte.
Nach einer Schwächephase der Grafschaft Barcelona im elften Jahrhundert unter Berengar Raimund I., die sogar nach seinem Tod 1035 in Aufständen des Landadels gipfelte, welche erst um 1060 durch seinen Sohn Sanç, Graf des Penedès, niedergeschlagen werden konnten, wurde nach den Rückeroberungen von Tortosa, Lleida und Siurana unter Raimund Berengar IV. von Barcelona, die Wiederbesiedelung dieses nun als "Neukatalonien" bezeichneten Gebiets durch Menschen aus den (alt-)katalanischen Grafschaften vollzogen. Die alten Grenzen der Grafschaft wurden aufgelöst und die Bezeichnung als Grafschaft Barcelona wurde nach der neuen territorialen Einheit zugunsten Katalonien aufgegeben, obgleich der erbliche Titel eines Grafen von Barcelona bestehen blieb. Heutiger Träger dieses Titels ist der derzeitige spanische König Juan Carlos I., aus dem Hause der Bourbonen, was die Vorherrschaft der spanisch-kastilischen Krone über Katalonien unterstreichen soll.
Raimund Berengar IV., Graf von Barcelona, heiratete 1137 Petronella von Aragón, die Thronfolgerin des Königreichs Aragón, wodurch eine neue Staatsgemeinschaft entstand, die als Krone Aragonien bekannt wurde. Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum war der katalanische Teil der Staatsgemeinschaft, das Fürstentum Katalonien (katalanisch Principat de Catalunya), das eine mächtige Handelsflotte im westlichen Mittelmeer besaß. Amtssprache dieser Staatsgemeinschaft war katalanisch, was sich anhand in Schriftkatalanisch erhaltenen Dokumenten dieser Zeit nachweisen lässt. Tatsächlich ist katalanisch zu der Zeit eine der bedeutendsten Kultursprachen Europas, insbesondere für den westlichen Mittelmeerraum. Wichtige schriftliche Zeugnisse der (alt)katalanischen Sprache entstanden im dreizehnten und vierzehnten Jahrhundert auch durch die Feder von Ramon Llull, einem katalanischen Philosoph und Gelehrten.
In Katalonien bildet sich zu dieser Zeit ein Rechts- und Verwaltungssystem heraus, das sich stark von dem der kastilischen Krone unterschied. In der katalanisch-aragonesischen Staatsgemeinschaft gab es keine absolute Monarchie, sondern die Macht war auf verschiedene Institutionen aufgeteilt. In den Städten wurden auf autonomer gesetzlicher Grundlage Statdträte durch das Volk gewählt; in Barcelona manifestierte sich diese Art der Selbstverwaltung z.B. zwischen 1249 und 1258 durch den Consell de Cent (Rat der Hundert) und zwischen 1258 und 1272 durch den Consolat de Mar (Meeresrat), der Gesetzesnormen zum ersten Seegesetz Europas ausarbeitete
1348 litt Katalonien unter der schwarzen Pest, die die lang anhaltende Blütezeit beendete. Hinzu kamen Hungersnöte und aufgrund des Feudalsystems soziale Unruhen, was die Bevölkerung weiter verringerte.
Im fünfzehnten Jahrhundert, genauer 1469, als Ferdinand, Erbe der Krone Aragoniens, seine Cousine Isabella, Erbin von Kastilien, heiratete, konnte Katalonien seine politische Eigenständigkeit bewahren, obwohl durch diese Vereinigung der Grundstein für das Entstehen des heutigen Spaniens gelegt wurde, jedoch zunächst nur eine Personalunion war. Diesem Königspaar wurde 1496, nachdem sie 1492 die letzte islamische Bastion, das Sultanat Granada, einnahmen und somit die Reconquista abschlossen und durch die Erschließung der Neuen Welt, ebenfalls 1492, durch Christoph Kolumbus diese nahtlos in eine Conquista übergehen ließen, der Titel Katholische Könige (spanisch Los Reyes Católicos) von Papst Alexander VI. verliehen. Außerdem ordneten die Katholischen Könige im selben Jahre die Vertreibung aller Juden aus Spanien an, falls diese nicht bis zum 31. Juli 1492 zum Christentum konvertiert waren, was als Alhambra-Edikt in die Geschichte einging.
Die Katholischen Könige: Ferdinand II. und Isabella I., 1469 bei ihrer Hochzeit. Quelle: Wikimedia Commons |
1513 verleibte sich die kastilische Krone das Königreich Navarra ein, 1516 wurde schließlich die Personalunion durch das Königreich Spanien abgelöst. Im selben Jahr verstarb Ferdinand II. und sein Enkel Karl V., aus dem Hause Habsburg, bestieg den Thron. Karl V. übernahm außerdem die Verantwortung über Kastilien und Katalonien-Aragonien anstelle seiner Mutter, die angeblich aufgrund einer Geisteskrankheit regierungsunfähig war, weshalb er de facto als erster König Spaniens und der Kolonien in Amerika gilt. Zusätzlich wurde er 1520 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt, womit er die Nachfolge seines verstorbenen Großvaters väterlicherseits, Maximilian I., der zuvor Kaiser gewesen war, antrat. Daraufhin wird ihm der Spruch „In meinem Reich geht die Sonne niemals unter“ zugeordnet. Sein Wahlspruch war Plus Ultra (latein "Darüber hinaus"), was bis heute die Devise des Spanischen Wappens ist.
„Allegorie auf Kaiser Karl V. als Weltenherrscher“ von Peter Paul Rubens. Quelle: Wikimedia Commons |
In der Folge gab Aragón immer mehr Macht zugunsten Kastiliens ab und Spanien orientierte sich vom Mittelmeer weg in Richtung Übersee. Katalonien büßte dadurch an wirtschaftlichem und politischen Gewicht ein, konnte aber seine Autonomie und Institutionen bewahren. Der einzige Hafen, der berechtigt war mit Amerika Handel zu treiben, war Sevilla in Andalusien, weshalb Katalonien beim Überseehandel außen vor blieb.
Im dreißigjährigen Krieg kam es zu französisch-spänischen Konflikten zwischen 1635–1659, was Stationierungen kastilischer Truppen in Katalonien nach sich zog und im Aufstand der Schnitter (katalanisch Guerra dels Segadors) gipfelte. Die Bevölkerung hatte unter den Einquartierungen der kastilischen Soldaten zu leiden und immer mehr Stimmen wurden gegen die kastilische Besatzung Kataloniens laut. Das Fass zum überlaufen brachte der gewaltsame Tod eines Schnitters (Erntehelfer) 1640, was zu einem Aufstand in Barcelona führte, in dessen Wirren auch der Vizekönig Kataloniens ums Leben kam. Der Aufstand weitete sich zu sozialen Unruhen aus und der Präsident der Generalversammlung Kataloniens, Pau Claris, nahm dies zum Anlass die Katalanische Republik auszurufen. 1641 kam es zu einer Schlacht am Montjuïc, bei der die Katalanen die Spanier besiegen konnten. Nachdem Pau Claris starb, wählte die Generalversammlung den König von Frankreich und Navarra, Ludwig XIII., aus dem Hause der Bourbonen, zum Grafen von Barcelona. Frankreich griff damit nun offen in den Aufstand zugunsten der Katalanen ein, worauf im Gegenzug das habsburgische Spanien die Fronde, Aufstände und Bürgerkriege, die in Frankreich zwischen 1648-1653 entflammten, unterstützte. Die Katalanen gestatteten den Franzosen Truppen nach Katalonien nahe den spanischen Grenzen zu verlegen. Dennoch gelang den Spaniern 1652 erneut die Besetzung Kataloniens, worauf sich die Franzosen bis nach Roussillon zurückzogen und ihren Anspruch auf ganz Katalonien aufgaben. Dadurch wurde dem Pyrenäenfrieden der Weg geebnet, als dessen Folge Katalonien zwischen Frankreich und Spanien aufgeteilt wurde. In dem Vertrag wurden die Pyrenäen als Grenze zwischen Frankreich und Spanien festgelegt sowie die (nord-)katalanischen Gebiete Roussillon und Cerdanya Frankreich zugesprochen. Besiegelt wurde dieser Friedensvertrag mit der Heirat von Infantin Maria Theresia, Tochter König Philipps IV. von Spanien und König Ludwig XIV. von Frankreich. Es folgten eine wirtschaftliche Rezession, eine weitere Pestepidemie und Überschwemmungen in Katalonien.
Die offizielle Nationalhymne Kataloniens, Els Segadors, geht auf die Begebenheiten während dieses Aufstandes zurück und ruft alle Katalanen auf, ihr Land, ihr Volk sowie ihre Kultur und Werte zu verteidigen.
Aufstand am "Blut-Fronleichnam" 1640 (Antoni Estruch, 1907). Quelle: http://varonet.iespana.es |
Aufgrund der Ehe zwischen Infantin Maria Theresia und König Ludwig XIV. von Frankreich, erhob dieser Ansprüche auf den spanischen Thron. Als 1700 der Habsburger König von Spanien, Karl II., kinderlos verstarb und das Auslöschen der spanischen Linie des Hauses Habsburg drohte, proklamierte Ludwig XIV. seinen Enkel, Philipp von Anjou, zum spanischen Thronerben, da sein Sohn, Louis de Bourbon, Dauphin von Frankreich, bereits 1711 früh verstarb. Die österreichischen Habsburger fechteten jedoch diesen Anspruch an und die Folge war der Spanische Erbfolgekrieg, der von 1701-1714 andauerte. In diesem Konflikt standen sich die bourbonischen Staaten Frankreich und Spanien, mit den verbündeten wittelsbachischen Staaten Bayern und Köln, einer Koalition, bestehend aus Österreich, Großbritannien und die Niederlande, gegenüber. Die Koalition setzte sich zum Ziel, die Großmachtstellung und eine drohende Hegemonie Frankreichs in Europa einzudämmen. Leopold I., österreichischer Habsburger und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, setzte seinen Sohn, Erzherzog Karl, als Erben der spanischen Linie der Habsburger ein. Die Katalanen widersetzten sich der bourbonischen Regierung, da sie eine Zentralisierung nach französischem Modell (Absolutismus) auf Kosten der regionalen Freiheitsrechte befürchteten und schlugen sich auf die Seite der Koalition, wodurch diese von Beginn an eine wichtige militärische Operationsbasis auf der iberischen Halbinsel erhielten. Der Spanische Erbfolgekrieg endete dennoch in einer Niederlage für die Koalitionstruppen und die Bourbonen gingen siegreich hervor, doch Katalonien wurde erst am 11. September 1714, als die Friedensverträge bereits abgeschlossen waren, eingenommen. Dieser Tag ist heute der Nationalfeiertag Kataloniens (katalanisch Diada Nacional de Catalunya), an dem den Verteidigern von Barcelona gegen die Bourbonen, die von General Josep Moragues kommandiert wurden und der nach der Einnahme der Stadt hingerichtet wurde, gedacht wird. Der Feiertag wurde unter der Diktatur Francisco Francos verboten und erst 1976, nach dem Tod des Diktators, wieder erlaubt.
Die Befürchtung der Katalanen sollte sich bestätigen und die Bourbonen, die bis heute an der Spitze des spanischen Staates stehen, installierten gegen den Widerstand der Provinzen das Modell des zentralistischen Staates nach französischem Vorbild. Katalonien wurde für seinen Widerstand gegen die Bourbonen hart bestraft; kastilisch (spanisch castellano) wurde alleinige Amtssprache, Aragonesisch und Katalanisch verboten (Katalanisch blieb trotzdem weiterhin Muttersprache der Landbevölkerung wie auch des Bürgertums, schriftlich existierte es durch Poesie und Wörterbücher fort), die Gesetzgebung erfolgte nur noch von Madrid, der königlichen Residenzstadt aus. Die Wirtschaft erstarkte jedoch wieder in Katalonien, in Girona entstand z.B. eine Papier- und Textilfabrik.
Die Befürchtung der Katalanen sollte sich bestätigen und die Bourbonen, die bis heute an der Spitze des spanischen Staates stehen, installierten gegen den Widerstand der Provinzen das Modell des zentralistischen Staates nach französischem Vorbild. Katalonien wurde für seinen Widerstand gegen die Bourbonen hart bestraft; kastilisch (spanisch castellano) wurde alleinige Amtssprache, Aragonesisch und Katalanisch verboten (Katalanisch blieb trotzdem weiterhin Muttersprache der Landbevölkerung wie auch des Bürgertums, schriftlich existierte es durch Poesie und Wörterbücher fort), die Gesetzgebung erfolgte nur noch von Madrid, der königlichen Residenzstadt aus. Die Wirtschaft erstarkte jedoch wieder in Katalonien, in Girona entstand z.B. eine Papier- und Textilfabrik.
Der kinderlos gebliebene Karl II., nach dessen Tod der Spanische Erbfolgekrieg ausbrach. Quelle: Wikimedia Commons |
Während der napoleonischen Kriege war Katalonien 1813-1814 von französischen Truppen besetzt. Nach der Niederlage Napoleon Bonapartes, dem "General der Französischen Revolution", kehrte der zuvor abgesetzte spanische König Ferdinand VII. 1814 nach Spanien zurück, mit der Absicht, den Absolutismus wieder zu errichten und die Verfassung von Cádiz aus dem Jahr 1812 umzustoßen. Aufgrund dieser liberalen Verfassung musste der König Rücksicht auf die Mehrheit des Cortes Generales y extraordinarias (Parlament) nehmen, außerdem wurden Recht auf Freiheit der Person, das Recht auf Eigentum, das Recht auf Gleichheit vor dem Gesetz, das Recht auf Unverletzlichkeit der Wohnung und das Recht auf Bildung dadurch festgelegt. Ferdinand VII. ging derart repressiv unter Zuhilfenahme der Inquisition dagegen vor, dass er selbst in den übrigen Monarchien Europas seinen Rückhalt verlor.
Ferdinand VII., spanischer König 1808 und 1814-1833. Quelle: Wikimedia Commons |
In der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts wurde der Grundstein für die heutige wirtschaftlich starke Stellung Kataloniens durch Industrialisierung gelegt. So entstand in Katalonien 1848 die erste Eisenbahnstrecke Spaniens zwischen Barcelona und Mataró. Auch bildete sich eine erste Arbeiterbewegung, die sich nur auf Katalonien beschränkte. Zusätzlich erfuhr die katalanische Kultur und Sprache eine Renaissance; es formierte sich z.B. eine Regionalista, eine national-katalanische Bewegung, die die Unabhängigkeit für Katalonien anstrebte und schnell an Stärke gewann. Zusätzlich kam es in den Städten und auf dem Land aufgrund völlig unterpriviligierter Stellung der Arbeiter und Bauern wieder vermehrt zu sozialen Unruhen, was nicht zuletzt an den Bestrebungen der Arbeitgeber lag Anarchisten und Arbeiterführern den Zugang zu den Arbeitsplätzen zu verwehren. Während sich die Arbeiterschaft zu organisieren begann, wandte sich das katalanische Bürgertum dem entstehenden politischen Katalanismus zu. 1871 erschien zum ersten Mal die Zeitschrift La Renaixença, um die katalanische Sprache und Kultur zu verbreiten und die namensgebend für die gleichnamige Bewegung war und die das Ende des kulturellen und politischen Niedergangs Kataloniens markierte.
Zwar kam es unter Valentí Almirall i Llozer 1882 zur Gründung des Centre Català, eine Vereinigung, die sich gegen den Zentralismus wandte und für mehr Autonomie eintrat und die sogar ein gemeinsam verfasstes Schreiben zur Verteidigung der geistigen und materiellen Interessen Kataloniens (Memorial de Greuges) an König Alfons XII. von Spanien übergab. Doch waren die Ziele dieser Vereinigung aufgrund unterschiedlichster politischer Richtungen unklar, so dass der gemeinsame katalanische Nationalismus als Basis nicht für den Zusammenhalt ausreichte und keine nennenswerte politische Erfolge erzielt werden konnten. Trotzdem bildet dies den Grundstein für das erneute Erstarken der katalanischen Bewegung respektive des modernen katalanischen Nationalismus und eine Renaissance der katalanischen Sprache und Kultur.
Nach einer Reihe von Kriegen, die Spanien führte (1876 wurden die Carlistenkriege beendet sowie 1893 der 1. Rifkrieg) setzte die Restauración (Restauration) in Spanien ein, die zum Ziel hatte die Monarchie in Spanien wieder herzustellen und von den beiden Regierungsparteien des konservativen, unter Führung von Don Antonio Cánovas del Castillo, und des liberalen Lagers, unter Führung von Práxedes Mateo Sagasta y Escolar, getragen wurde. Schon wenige Jahre danach setzte eine tiefe Depression innerhalb der spanischen Bevölkerung ein, als es erst 1895 zum kubanischen Unabhängigkeitskrieg gegen die spanische Kolonialmacht kam und 1898 eine US-amerikanische Militärintervention zugunsten Kubas erfolgte, was noch im selben Jahr im Frieden von Paris (in Spanien sprach man auch vom "Desaster von 1898", spanisch El Desastre) endete und mit dem Verlust der letzten Kolonien Spaniens einher ging (unter anderem Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen), wodurch das spanische Kolonialimperium faktisch zu existieren aufhörte.
Aufgrund des "Desasters" erfuhr die Restaurationsphase herbe Rückschläge, da die öffentliche Meinung die alleinige Schuld hierfür im politischen System und den Regierungsparteien sah, da ihre starre Haltung nur auf den Status quo ausgerichtet war und so eine politische Dynamik verhinderte. Auch der Separatismus erfuhr neuen Auftrieb, insbesondere im Baskenland und in Katalonien und überall wurden Stimmen laut, die eine zukunftsorientierte, nationale Neuausrichtung forderten. Regeneracionismo (Regeneration) wurde zum Leitbegriff.
In Katalonien bildete sich eine neue Regierung unter Francisco Silvela und es wurden eine Reihe von Katalanisten zu Bürgermeistern in mehreren Rathäusern ernannt, unter anderem in Barcelona, was der katalanischen Bewegung Hoffnung gab. Doch blieb der Madrider Zentralismus unüberwindbar, obwohl sich große Teile der Mittelschicht bereits weit von der Restauration des spanischen Staates entfernt hatten, was zum Teil dadurch zum Ausdruck kam, dass sich mittelständische Gewerbetreibende weigerten, eine erhöhte Abgabe an den Staat zu entrichten, um die Schulden, die sich durch die jüngst zurückliegenden Kriege angehäuft hatten, begleichen zu können. Kräfte aus dem Umfeld der Unió Catalanista, einer 1891 ins Leben gerufenen katalanischen Unabhängigkeitsbewegung, gründeten eine politische Partei, die Lliga Regionalista, die unter Führung von Francesc Cambó und Prat de la Riba für Reformen im Sinne des katalanischen Bürgertums und der Industrie eintrat und bei den Parlamentswahlen 1901 in Barcelona auf Anhieb einen großen Erfolg erzielen konnte, vor allem unter den wohlhabenden Schichten. Zum einen bildete sich so eine neue politische Bewegung, die das katalanische Bürgertum politisch weiter von Madrid entfernte und sich gleichzeitig von der sich zu organisieren beginnenden katalanischen Arbeiterschaft abgrenzte.
Poster der Unió Catalanista, 1901 Quelle: Wikimedia Commons |
Während sich die Lliga als konservative Partei verstand, die sich dem pragmatischen Katalanismus verschrieb und radikalere Änderungen der Restaurations-Politik forderte, eskalierte die anarchistische Gewalt um 1904 in Katalonien. Gründe hierfür waren unter anderem die prekäre Lage der Arbeiter und insbesondere der Bauern, da weite Teile des ländlichen Gebietes noch von Großgrundbesitzern kontrolliert wurden, die sich den Regenerationsbestrebungen widersetzten und für die Wiederherstellung der Monarchie eintraten, um die feudalen Strukturen aufrechtzuerhalten. Die Großgrundbesitzer hielten zunächst erfolgreich den aufkeimenden, politischen Katalanismus von dem von ihnen kontrollierten katalanischen Hinterland fern, was diametral zur Mehrheit in Katalonien stand, die republikanisch und föderalistisch gesinnt war.
Die Gewaltwelle erfasste den Großteil Kataloniens, wodurch sich das politische Klima weiter radikalisierte, was 1909 seinen Höhepunkt fand. Die Ursache hierfür war ein Generalstreik, der von Republikanern, Sozialisten und Anarchisten unterstützt wurde und als Reaktion auf die Verschiffung von spanischen Soldaten nach Marokko, aufgrund des beginnenden Kolonialkrieges aber auch wegen der sozialen Spannungen folgte. Der zunächst friedlich verlaufende Protest gegen den Krieg, der hauptsächlich von der Arbeiterschaft getragen wurde, schlug in blanken Hass gegen die Obrigkeit um, was selbst antiklerikale Aufstände in Barcelona und Sabadell nach sich zog. Der Aufstand geriet völlig außer Kontrolle und es wurden dutzende kirchliche Einrichtungen und Klöster verwüstet und verbrannt, wobei drei Geistliche umkamen. Zwischen den Aufständischen und den Sicherheitskräften entbrannten tagelange, heftige Straßenkämpfe, wobei neun Soldaten umkamen und einhundertfünfundzwanzig verletzt wurden. In dem als Semana Trágica in die Geschichte eingegangenen Aufstand starben zudem einhundertvier Zivilisten und zweihundertsechzehn wurden verletzt.
Die spanische Justiz urteilte hart über sämtliche republikanische Organisationen und Arbeitsvereine; so wurden fünf Todesurteile vollstreckt. Unter anderem wurde auch Francisco Ferrer y Guardia hingerichtet, der Gründer einer libertären Schule, Escuela Moderna, der anarchistische Positionen vertrat und sich zuvor als heftiger Kritiker des politischen Systems hervortat und den man nun zum Sündenbock machte und der Agitation beschuldigte. Doch auch diese Repressionswelle konnte nicht die 1910 in Barcelona gegründete, überparteiliche Gewerkschaftsbewegung Confederación Nacional del Trabajo (CNT) verhindern. Die CNT vertrat strenge anarchistische Positionen und strebte eine Revolutionierung der Gesellschaft an, indem das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft werden sollte. Ihr Schwerpunkt lag dabei in Katalonien.
Nachdem die Zentralregierung in Madrid 1914 den rechtlichen Rahmen zur Bildung regionaler Zusammenschlüsse auf Verwaltungsebene geschaffen hatte, schlossen sich die vier katalanischen Provinzen zur Mancomunitat de Catalunya zusammen. Jedoch ging dieser Zusammenschluss nicht mit Kompetenzübertragungen seitens Madrid und auch nicht mit zusätzlichen Finanzmitteln einher, die Mancomunitat erhielt lediglich die Kompetenzen, die ihr von den Provinzialregierungen übertragen wurde, sodass sie auf regionaler Ebene besser koordiniert werden konnten.
Erst mit Beginn der Zweiten Spanischen Republik, als Francesc Macià i Llussà am 14. April 1931 die Katalanische Republik ausrief, erlangte Katalonien nach langer Zeit wieder seine Autonomie. Es kam durch ihn gleichfalls zur Gründung einer neuen Partei in Katalonien, der Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) einer links-nationalistischen Partei, die die Regionalwahlen mit absoluter Mehrheit gewann. Die ERC arbeitete ein Autonomiestatut aus, was vom Parlament in Madrid 1932 bestätigt wurde und Katalonien eine eigene Landesregierung, die Generalitat, ein eigenes Wirtschaftssystem und Kulturhoheit zusicherte. Die katalanische Gesellschaft erblühte, besonders das Schulwesen erfuhr durch Erneuerungen einen Aufschwung. Auch die in katalanischer Sprache verfassten Bücher, Zeitschriften und Zeitungen wurden wieder in großer Zahl verfasst und publiziert; es erschienen 27 Tageszeitungen und über 1.000 Zeitschriften. Macià geht aber später auf ein Angebot von einer Delegation Madrilener Minister ein, die ihm die Präsidentschaft einer Generalitat de Catalunya, einer katalanischen Regionalregierung, versichern, sollte er sich im Gegenzug bereit erklären auf eine eigene katalanische Republik zu verzichten. Macià willigt ein, da er auf Madrid angewiesen ist, um die alten Militärgouverneure ersetzen zu können und so hat die erste und seither einzige katalanische Republik nur bis zum 23. April 1931 bestand. Katalonien wurde nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, als "autonomer Staat innerhalb der spanischen Republik" definiert, sondern als "autonome Region innerhalb des spanischen Staates". Ebenfalls durfte Katalanisch nicht als einzige Amtssprache beibehalten werden und fortan galten Katalanisch und Kastilisch gleichermaßen als offizielle Sprachen.
Die Gewaltwelle erfasste den Großteil Kataloniens, wodurch sich das politische Klima weiter radikalisierte, was 1909 seinen Höhepunkt fand. Die Ursache hierfür war ein Generalstreik, der von Republikanern, Sozialisten und Anarchisten unterstützt wurde und als Reaktion auf die Verschiffung von spanischen Soldaten nach Marokko, aufgrund des beginnenden Kolonialkrieges aber auch wegen der sozialen Spannungen folgte. Der zunächst friedlich verlaufende Protest gegen den Krieg, der hauptsächlich von der Arbeiterschaft getragen wurde, schlug in blanken Hass gegen die Obrigkeit um, was selbst antiklerikale Aufstände in Barcelona und Sabadell nach sich zog. Der Aufstand geriet völlig außer Kontrolle und es wurden dutzende kirchliche Einrichtungen und Klöster verwüstet und verbrannt, wobei drei Geistliche umkamen. Zwischen den Aufständischen und den Sicherheitskräften entbrannten tagelange, heftige Straßenkämpfe, wobei neun Soldaten umkamen und einhundertfünfundzwanzig verletzt wurden. In dem als Semana Trágica in die Geschichte eingegangenen Aufstand starben zudem einhundertvier Zivilisten und zweihundertsechzehn wurden verletzt.
Die spanische Justiz urteilte hart über sämtliche republikanische Organisationen und Arbeitsvereine; so wurden fünf Todesurteile vollstreckt. Unter anderem wurde auch Francisco Ferrer y Guardia hingerichtet, der Gründer einer libertären Schule, Escuela Moderna, der anarchistische Positionen vertrat und sich zuvor als heftiger Kritiker des politischen Systems hervortat und den man nun zum Sündenbock machte und der Agitation beschuldigte. Doch auch diese Repressionswelle konnte nicht die 1910 in Barcelona gegründete, überparteiliche Gewerkschaftsbewegung Confederación Nacional del Trabajo (CNT) verhindern. Die CNT vertrat strenge anarchistische Positionen und strebte eine Revolutionierung der Gesellschaft an, indem das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft werden sollte. Ihr Schwerpunkt lag dabei in Katalonien.
Nachdem die Zentralregierung in Madrid 1914 den rechtlichen Rahmen zur Bildung regionaler Zusammenschlüsse auf Verwaltungsebene geschaffen hatte, schlossen sich die vier katalanischen Provinzen zur Mancomunitat de Catalunya zusammen. Jedoch ging dieser Zusammenschluss nicht mit Kompetenzübertragungen seitens Madrid und auch nicht mit zusätzlichen Finanzmitteln einher, die Mancomunitat erhielt lediglich die Kompetenzen, die ihr von den Provinzialregierungen übertragen wurde, sodass sie auf regionaler Ebene besser koordiniert werden konnten.
Erst mit Beginn der Zweiten Spanischen Republik, als Francesc Macià i Llussà am 14. April 1931 die Katalanische Republik ausrief, erlangte Katalonien nach langer Zeit wieder seine Autonomie. Es kam durch ihn gleichfalls zur Gründung einer neuen Partei in Katalonien, der Esquerra Republicana de Catalunya (ERC) einer links-nationalistischen Partei, die die Regionalwahlen mit absoluter Mehrheit gewann. Die ERC arbeitete ein Autonomiestatut aus, was vom Parlament in Madrid 1932 bestätigt wurde und Katalonien eine eigene Landesregierung, die Generalitat, ein eigenes Wirtschaftssystem und Kulturhoheit zusicherte. Die katalanische Gesellschaft erblühte, besonders das Schulwesen erfuhr durch Erneuerungen einen Aufschwung. Auch die in katalanischer Sprache verfassten Bücher, Zeitschriften und Zeitungen wurden wieder in großer Zahl verfasst und publiziert; es erschienen 27 Tageszeitungen und über 1.000 Zeitschriften. Macià geht aber später auf ein Angebot von einer Delegation Madrilener Minister ein, die ihm die Präsidentschaft einer Generalitat de Catalunya, einer katalanischen Regionalregierung, versichern, sollte er sich im Gegenzug bereit erklären auf eine eigene katalanische Republik zu verzichten. Macià willigt ein, da er auf Madrid angewiesen ist, um die alten Militärgouverneure ersetzen zu können und so hat die erste und seither einzige katalanische Republik nur bis zum 23. April 1931 bestand. Katalonien wurde nicht, wie ursprünglich beabsichtigt, als "autonomer Staat innerhalb der spanischen Republik" definiert, sondern als "autonome Region innerhalb des spanischen Staates". Ebenfalls durfte Katalanisch nicht als einzige Amtssprache beibehalten werden und fortan galten Katalanisch und Kastilisch gleichermaßen als offizielle Sprachen.
Die katalanische Generalitat geriet zunehmend mit der Madrider Zentralregierung in Konflikt, so reichte z.B. Madrid erfolgreich Verfassungsklage gegen ein von der Generalitat erlassenes Pachtgesetz ein, das auf Betreiben der Gewerkschaft der Weinbauern (Unió de Rabassaires) zustande kam und das Einschränkungen der Eigentumsrechte bei Pachtverträgen sowie eine Reform der Agrarverfassung vorsah, wodurch die Pächter berechtigt wurden, das Eigentum an den gepachteten Feldern günstig zu erwerben. Die Beziehung zwischen Barcelona und Madrid war von tiefen Misstrauen geprägt, was sich dadurch niederschlug, dass die katalanische Regierungspartei Esquerra Republicana de Catalunya Einmischungsversuche seitens Madrid als Unterminieren des Autonomiestatuts interpretierte, während die Madrider Regierung im Handeln der Generalitat Kompetenzüberschreitung und separatistische Tendenzen sah.
Bereits in den Jahren vor dem Bürgerkrieg wurde das ganze Land von ständigen Streiks, Aufständen und gewaltsamen Unruhen überzogen. Insbesondere die UGT (Unión General de Trabajadores), die in der Zweiten Spanischen Republik über großen Einfluss verfügte, rief zu Generalstreiks auf. Zweifelhaften Ruhm dürfte insbesondere der Bergarbeiteraufstand in Asturien ("spanische Oktoberrevolution") erlangt haben, der mit 1.335 Toten und über 3.000 Verletzten endete. Aufgrund der immer weiter um sich greifenden Ausschreitungen und wegen der Regierungsbeteiligung der rechtsgerichteten CEDA (Confederación Española de Derechas Autónomas), die als faschistische Machtübernahme verstanden wurde, verlor die republikanische Zentralregierung in Madrid mehr und mehr Macht und Einfluss in Katalonien, nicht zuletzt auch deshalb, weil unter Beteiligung der rechtsgerichteten CEDA das katalanische Autonomiewesen zunehmend beschnitten wurde. Dies ausnutzend, rief am 07.10.1934 der Präsident der katalanischen Generalitat und nach dem Tod 1933 Francesc Maciàs Führer der ERC, Lluís Companys i Jover, einen "Katalanischen Staat innerhalb einer Spanischen Bundesrepublik" aus. Companys, vormals enger Mitarbeiter Maciàs, engagierte sich bereits seit 1906 für die Autonomie Kataloniens und war zu Zeiten der Diktatur Primo de Riveras als Chefredakteur für die Zeitung La Terra tätig. Darüber hinaus betätigte er sich als Gewerkschaftsführer, wofür er 1920 verhaftet und zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde.
Die Zentralregierung in Madrid unter Premierminister Alejandro Lerroux García reagierte umgehend, indem sie Truppen nach Katalonien verlegte und das Ajuntament (Bürgermeisteramt) sowie die Generalitat besetzen ließ. Lerroux kämpfte schon früh gegen den katalanischen Nationalismus, seit dem gleichen Jahr, seit dem Companys sich für die Unabhängigkeit Kataloniens einsetzte, 1906. Aus Sorge vor der linken Revolution im Land verbündete er sich 1934, noch vor Ausrufung der Unabhängigkeit Kataloniens, mit der rechten Opposition und bildete so eine konservative Mehrheit, die die Macht bis 1936 übernahm. Die darauf folgenden Generalstreiks, Arbeiteraufstände, Landbesetzungen und die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens wurden von ihm unterdrückt, was, neben den bereits erwähnten Opfern in Asturien, auch Schießereien in Katalonien zur Folge hatte und 46 Tote und 117 Verletzte forderte. Companys und sein Stab (außer der katalanische Innenminister, der sich nach Frankreich absetzen konnte) wurden verhaftet und im Mai 1935 vom „Gericht zur Erhaltung der Verfassung“ in Madrid zu jeweils 30 Jahren Haft verurteilt. Das spanische Parlament setzte außerdem das 1932 konsolidierte Estat Català (Autonomiestatut) für 18 Monate außer Kraft. Durch diese repressiven Reaktionen auf die Arbeiteraufstände und Unabhängigkeitsbestrebungen diskreditierte sich Lerroux in der Öffentlichkeit selbst und spätestens seit dem Estraperlo-Skandal (illegale Geschäftspraktiken) war er als Premierminister nicht länger haltbar, worauf seine konservative Regierungskoaltion zerbrach und der Rückhalt selbst in seiner eigenen Partei, der Partido Republicano Radical, schwand. Bei den Wahlen 1936 wurde er nicht mehr als Abgeordneter gewählt und er entzog sich den Spannungen und Gefahren des sich abzeichnenden Spanischen Bürgerkriegs durch Flucht nach Portugal.
Das politische Klima in Spanien heizte sich immer weiter auf und nach der Verurteilung Inhaftierung der Mitglieder
In der Folgezeit überschlugen sich die Ereignisse: bei den Parlamentswahlen am 16. Februar 1936 siegte eine linke Volksfront-Koalition gegen das bürgerliche Lager, wonach ein regelrechtes Chaos in Spanien ausbrach. Kirchen und Klöster wurden in Brand gesteckt, wohlhabende Bürger aus ihren Häusern vertrieben, politische Gegner verfolgt und die Strafanstalten wurden geöffnet. Überall bildeten sich Räteähnliche Macht- und Verwaltungsorgane, die umgehend damit begannen, (real)sozialistische Gesellschaftsordnungen einzuführen. Zudem militarisierten sich viele linke Gruppen in Spanien. So auch die CNT. In Wirtschaftskrisen, so 1918, stiegen die Mitlgiederzahlen der CNT explosionsartig an. Hatte die CNT im Jahr ihrer Gründung noch 30.000 Mitglieder, vervielfachte sich diese Zahl bis in die dreißiger Jahre auf über 2.000.000 Mitlgieder. 1927 schlossen sich anarchistische grupos de afinidad (Autonome Gruppen) zur FAI (Federación Anarquista Ibérica) zusammen, welche fortan den militärischen Arm bildeten.
Das politische Klima in Spanien heizte sich immer weiter auf und nach der Verurteilung Inhaftierung der Mitglieder
In der Folgezeit überschlugen sich die Ereignisse: bei den Parlamentswahlen am 16. Februar 1936 siegte eine linke Volksfront-Koalition gegen das bürgerliche Lager, wonach ein regelrechtes Chaos in Spanien ausbrach. Kirchen und Klöster wurden in Brand gesteckt, wohlhabende Bürger aus ihren Häusern vertrieben, politische Gegner verfolgt und die Strafanstalten wurden geöffnet. Überall bildeten sich Räteähnliche Macht- und Verwaltungsorgane, die umgehend damit begannen, (real)sozialistische Gesellschaftsordnungen einzuführen. Zudem militarisierten sich viele linke Gruppen in Spanien. So auch die CNT. In Wirtschaftskrisen, so 1918, stiegen die Mitlgiederzahlen der CNT explosionsartig an. Hatte die CNT im Jahr ihrer Gründung noch 30.000 Mitglieder, vervielfachte sich diese Zahl bis in die dreißiger Jahre auf über 2.000.000 Mitlgieder. 1927 schlossen sich anarchistische grupos de afinidad (Autonome Gruppen) zur FAI (Federación Anarquista Ibérica) zusammen, welche fortan den militärischen Arm bildeten.
Flagge der CNT. Quelle: Wikimedia Commons |
Büro der CNT in Barcelona im Jahre 2004. Quelle: Wikimedia Commons |
Die anfängliche Unterstützung der Zweiten Spanischen Republik durch die CNT schlug nach den Repressionen gegen die Arbeiterschaft und die Unabhängigkeitsbewegungen in Ablehnung um. Dazu war die CNT intern durch Auseinandersetzungen zwischen dem gemäßigten, syndikalistischen Teil, der sich Treintistas bezeichnete und dem radikalen, anarchosyndikalistischen Flügel gespalten. Nach erscheinen des Manifest der Dreißig (spanisch Manifiesto de los treinta), das sich gegen die angebliche Vorherrschaft der FAI in der Gewerkschaftsbewegung richtete und die Unabhängigkeit des Syndikalismus unterstrich, lösten sich die Treintistas aus der CNT heraus und gründeten "Oppositionssyndikate". Trotzdem kehrten die zuvor ausgetreten Treintistas kurz vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkrieg zur CNT zurück.
Aufgrund des politischen Pluralismus im Spanien der dreißiger Jahre mit seinen gegenteiligen und teilweise unvereinbaren Positionen, insbesondere der katholisch-nationalistischen, bürgerlich-liberalen und sozialrevolutionären Gruppen, die darüber hinaus in langer Feindschaft zueinander standen, den separatistischen Bewegungen im Baskenland und Katalonien sowie der völlig unterpriviligierten Stellung der Bauern- und Arbeiterschaft, die sich in Gewerkschaften, wie der CNT, organisierte und zum Teil eine radikale, gesellschaftliche Neuordnung anstrebte, waren die Zeiten vor Ausbruch des Spanischen Bürgerkriegs bereits ausgesprochen turbulent. Hinzu kam das Militär, das während der Zweiten Spanischen Republik stets ein Risikofaktor darstellte, da es sich weitestgehend der Kontrolle der Regierung entzog, von weiten Teilen der Gesellschaft entfremdet war und einen "Staat im Staate" bildete.
Die rechtsgerichtete Nationale Front, welche der linken Volksfront gegenüberstand, erkannte den Wahlsieg nicht an und betrachtete die Zweite Spanische Republik gar als gescheitert, was spontane Landbesetzungen, Streiks und gewaltsame Übergriffe gegen politische Gegner nach sich zog. Das Militär nutzte seine exponierte Stellung aus und plante unverhohlen einen Putsch, um die "alte Ordnung" wieder herzustellen, wogegen die schwache Regierung machtlos war. Der Putsch begann am 17. Juli 1936 von Marokko ausgehend und weitete sich rasch auf ganz Spanien aus, wobei anfangs der nördliche Teil Spaniens größtenteils auf Seiten der Republik stand.
[Wird fortgesetzt]
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